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Gabriel von Seidl: ein Münchner Architekt

Das Bayerische Nationalmuseum widmet seinem Erbauer eine eigene Ausstellung.

Für Generationen von Architekten war der Historismus eine der schlimmsten Verfehlungen der Baugeschichte. Die Architekten der klassischen Moderne und ihre Nachfolger bis in unsere Zeit verteufelten ihn regelrecht als wenig originellen Ideenklau. Gabriel von Seidl war so ein Vertreter des Historismus. Wer glaubt, das Lenbachhaus baute Lenbach und das Künstlerhaus irgendwelche Künstler, der kennt nicht Gabriel von Seidl, denn beide Bauwerke stammen von ihm. Einer seiner größten Bauten in München steht in der Prinzregentenstraße, es ist das Bayerische Nationalmuseum. Zu seinem 100. Todestag widmet das Bayerische Nationalmuseum seinem Erbauer eine eigene Ausstellung.

Ein Architekt baut München

Gabriel von Seidl war ein waschechter Münchner. Sein Vater war Großbäcker, seine Mutter aus einer wohlhabenden Brauerfamilie. Er studierte erst Maschinenbau, bis er merkte, dass ihm die Architektur viel mehr lag. Damals studierte man Architektur noch an der Akademie der bildenden Künste. Die Ingenieurberufe entstanden erst, und die Architektur gehörte noch selbstverständlich zu den schönen Künsten neben Malerei und Bildhauerei. Man war sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht ganz sicher, in welchem Stil man bauen sollte. Darum verwendete man gleich all die Baustile der vorhergehenden Jahrhunderte einfach nochmal, ob Gotik, Renaissance oder Barock. Gabriel von Seidl baute viel und seine Bauten prägen München. Nach seinen Entwürfen errichtete man das Lenbachhaus, den Umbau des Stachus-Rondells, das Künstlerhaus am Lenbachplatz und die Kirche St. Anna im Lehel.

Ein Museum für die bayerische Nation

Die Ausstellung widmet sich allein dem Bau des Bayerischen Nationalmuseums. Es werden Innen- und Außenansichten aus den Anfangsjahren des Museums präsentiert. Dabei zeigt man historische Stereoskopien, die mit moderner 3D-Technik aufgearbeitet wurden. So bekommt man einen Eindruck der originalen Einrichtungen vor der Kriegszerstörung. Ergänzend werden bauliche Vorbilder gezeigt, ganz im Geiste des Historismus, die von Seidl vermutlich bei seinen Entwürfen für das Nationalmuseum vor Augen hatte. Der Clou bei seinem Museumsbau: Die Architektur des Gebäudes bzw. der Ausstellungen sollte sich an den Ausstellungsstücken orientieren. Seidl gestaltete die Baukörper jeweils mit einer eigenen Fassade im Stile der deutschen Renaissance, des Barock und des Rokoko. Auch im Inneren sind die Räumlichkeiten der jeweiligen kunstgeschichtlichen Epoche angepasst. Mal hat man über sich eine Kassettendecke, mal ein gotisches Kreuzrippengewölbe. Alles sollte als gewachsenes Ensemble erscheinen.

Zehn Jahre nach Gabriel von Seidls Tod hielt die Moderne langsam Einzug. Die Umbrüche waren radikal. Für uns heute nicht mehr nachvollziehbar, denn wenn man sich heute die Architektur von vor zehn oder zwanzig Jahren anschaut, hat sich nicht viel geändert.

Daniel Lautenbacher

Adresse: Bayerisches Nationalmuseum, Prinzregentenstraße 3

Ausstellung: Noch bis zum 27. Oktober 2013

Eintrittspreise: Sonderausstellungen, Dauerausstellung und Sammlung Bollert, Erwachsene 7,- Euro, ermäßigt 6,- Euro

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr, Donnerstag 10 –    20 Uhr, Montag geschlossen

Das Bayerische Nationalmuseum im Internet: http://www.bayerisches-nationalmuseum.de/index.php?id=1