Seit Jahren wird über den Wandel am Gärtnerplatz und dem angrenzenden Glockenbachviertel gesprochen, über die kommende Veränderung durch die neuen Architekturprojekte. Wir haben die einzelnen Projekte der letzten und kommenden Jahre genauer durchleuchtet. Ein Überblick.
Rodenstock-Gelände
Seit diesem Jahr arbeitet der Abrissbagger. Stück für Stück frisst er sich durch den Stahlbeton und macht Platz für eine neue Wohnanlage. Die Gebäude auf dem ehemaligen Firmengelände der Firma Rodenstock gehörten nicht gerade zu den architektonischen Juwelen, darum schmerzt ihr Abriss auch nicht weiter. Umso erfreulicher ist der Siegerentwurf des Architekturbüros Ortner und Ortner. Das Schöne an dem neuen Projekt: der grüne Innenhof. Durch diese Grünanlage wird nach Fertigstellung der Westermühlbach fließen. Viele Bäche in München wurden im letzten Jahrhundert zugeschüttet oder fließen nur noch unterirdisch. Durch dieses Projekt wird wieder ein Bach freigelegt.
Das aus Österreich stammende Büro hat seine Sitze in Wien und Berlin. Ursprünglich kommen die Architekten aus der Avantgarde. In den 70er-Jahren gründeten sie zusammen mit anderen die legendäre Architekturgruppe „Haus- Rucker- Co“. Mit Avantgarde hat die Architektur von Ortner und Ortner heute nichts mehr zu tun. Die Wohnanlage wird ein solider Wohnungsbau, der sich gut in die Stadt einfügt.
The Seven
Dieses Projekt ging bereits durch die gesamte Lokalpresse, denn in dem ehemaligen Heizturm der Stadtwerke München entstehen wohl die einzigen Apartments in München mit einem Panoramablick bis in die Alpen. Das Spektakuläre an dem Projekt ist der Heizturm. Die Architektur selbst ist weniger außergewöhnlich, erfüllt aber die Erwartungen an das gehobene Wohnen mit großen Fenstern und einer klar gegliederten Loft-Atmosphäre.
Isartor Palais
Hier wurden die Spuren eines städteplanerischen Fehlers beseitigt. Bevor das Isartor Palais entstand, gab es in den letzten Jahren dort nur eine breite Straße. Der Platz, der durch Kriegsbomben entstanden war, wurde in der Nachkriegszeit für einen Altstadtring freigehalten, doch der kam nie. Stattdessen wurden Bäume gepflanzt und eine Brandwand mit einer illusionistischen Fassadenmalerei gestaltet. Mehr als sechzig Jahre nach dem Krieg wurde das Grundstück wieder bebaut. Glücklich waren die Genehmigungsbehörden über den historisierenden Entwurf, der sich optimal ins denkmalgeschützte Ensemble einfügt. Und auch alle Passanten zeigten Begeisterung. Ihre Nasen rümpften allerdings viele Architekten, denen so viel Historismus zu weit geht.
Wohn- und Geschäftshaus Frauenhoferstraße
Hier wird eine der letzten Nachkriegslücken in der Stadt geschlossen. Noch steht dort ein erdgeschossiges Gebäude, das bisher einen kleinen Biergarten und eine Gaststätte beherbergte. Der Laden wurde vor kurzem dichtgemacht und wartet nun auf den Abriss. Die Architekten des Siegerentwurfs heißen Allmann Sattler Wappner. Sie haben bereits den Sprung zum international tätigen Büro geschafft und in München mit zahlreichen Projekten, wie dem Max-Planck-Institut am Marstallplatz oder dem neuen Stachus-Untergeschoss, auf sich aufmerksam gemacht. Ihr Entwurf für die Frauenhoferstraße wirkt, durch ein turmartiges Geschoss am Eck, sehr massiv. Für diese Betonung der Ecke gibt es bei dem Gebäude auf der anderen Straßenseite kein Pendant, dadurch wirkt es unharmonisch. Es geht hier wohl nur darum, die Geschossfläche zu optimieren. Trotzdem kann man sich auf das Gebäude freuen. Die Architektur von Allmann Sattler Wappner stand bisher immer für hohe Qualität.